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Wie entstehen Zahnprobleme beim Pferd?

 

Bevor der Mensch mit dem Pferd in Kontakt trat, lebte das Pferd als Steppentier auf weiten Flächen und war 16 bis 18 Stunden täglich mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt.

Das harte Steppengras, der beiläufig aufgenommene Sand sowie das abnagen von Zweigen und Baumrinde führten zu einer natürlichen Balance und Abnutzung von Schneide- und Backenzähne.

 

Heute leben unsere Pferde zum Großteil in Boxen und haben oft nur kleine Ausläufe oder begrenzte Weiden zur Verfügung.

Weiches Gras, Silage sowie weiches kurzes Heu und vor allem der Einsatz heutiger Futtermittel wie zum Beispiel Hafer, Gerste Mais oder Müsli etc. haben einen veränderten bzw. reduzierten Kauausschlag zur Folge (Bildung von scharfen Kanten und Haken).

 

Durch diese verminderte, unphysiologische Abnutzung entstehen im Backenzahnbereich Schärfen, Kanten, Rampen und Haken. Aufgrund der veränderten Lebens- und Fütterungsbedingungen haben die Schneidezähne keine oder nur sehr geringe Abnutzung und werden daher zu lang.


Was kann passieren, wenn die Zähne meines Pferdes nicht regelmäßig kontrolliert & behandelt werden?

 

Zähne dienen der Vorverdauung und haben die Aufgabe, angebotene Futtermittel so zu zerkleinern, dass die Folgeorgane alle notwendigen Vitamine und Mineralien etc. aufschließen können.

 

Ist ein Ungleichgewicht im Zahnbereich entstanden, kann dies viele, teils schwerwiegende Folgen haben:

 

- Schlechter Allgemeinzustand

- Müdigkeit

- Durchfall

- Fressunlust/verändertes Fressverhalten

- einseitiger, stinkender Nasenausfluss

- Koliken

- Schlundverstopfungen

- Kopfscheue

- stinkender Atem

- Schmerzen im Kiefergelenk

 

Auch aus reiterlicher Sicht sind Zahnprobleme zu erkennen:

 

- Kopfschlagen

- Steigen

- Probleme beim Hand- und Galloppwechsel

- Fehlender Schwung

- Wehren gegen das Gebiss

- Probleme beim Auftrensen

- Rückenprobleme


Warum ist eine Sedation notwendig?

Die Frage, ob eine Sedierung für die Behandlung wirklich nötig ist, kommt immer wieder auf, auch weil einige Behandler mit einer scheinbar besonders schonenden Zahnbehandlung ohne Sedierung werben.

 

Hierzu sei folgendes gesagt:

 

- allein eine detaillierte und vollständige Untersuchung der Maulhöhle ist ohne Sedation nicht möglich, dafür mich nicht nur offensichtliche Befunde wichtig sind, sondern auch die Feinstruktur der Zähne alle erfasst und beurteilt werden müssen.

 

- Die Sicherheit von Mensch und Tier steht für mich selbstverständlich an oberster Stelle. Und hier gilt: Eine Zahnbehandlung ohne Sedation ist auch für das Tier weitaus gefährlicher als eine, die unter Sedation durch einen hierbei erfahrenen Tierarzt vorgenommen wird.

 

- nicht zuletzt: eine Behandlung unter Sedierung bedeutet für den Patienten weitaus weniger Stress.

 

Das ein Pferd im allgemeinen Umgang brav ist, ist im Übrigen kein Argument gegen eine Sedation. Auch viele Menschen sind beim Zahnarzt angespannt und reagieren mit ungewollten Ausweichbewegungen.

Beim Tier, für das die Behandlung immer ungewohnt ist, sind entsprechende Reaktionen da nur verständlich.

 

© mit freundlicher Genehmigung von Lisa Miller https://www.pferdezaehne-miller.de